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Osteuropa war in den vergangenen 15 Jahren das bevorzugte Investitionsziel, wenn es um die Schaffung neuer oder die Verlagerung bestehender Produktionskapazitäten geht. Länder in Osteuropa wie Polen und die Slowakei haben massiv von diesen Industrieansiedlungen profitiert. Aber bietet Osteuropa auch im Jahr 2025 noch attraktive Standortbedingungen, sodass sich ein neuer Produktionsstandort wirtschaftlich lohnt? In diesem Artikel analysieren wir die aktuellen Entwicklungen des Arbeitsmarkts in Osteuropa und zeigen auf, in welchen Ländern und Regionen Sie auch 2025 ideale Bedingungen vorfinden.
Standortentscheidungen gehören zu den wichtigsten Entscheidungen, die produzierende Industrieunternehmen treffen. Dabei gilt es, zahlreiche Informationen, Daten und Erfahrungen zu berücksichtigen und einen systematischen wie transparenten Auswahlprozess im Rahmen der Standortsuche durchzuführen. Einer der wichtigsten Standortfaktoren – für die meisten Unternehmen sogar der Relevanteste – ist der Arbeitsmarkt.
In der Vergangenheit konnten die Länder Osteuropas gerade in diesem Aspekt punkten. Aber die Lohnkosten sowie die Arbeitslosigkeit haben sich vielfach dynamischer entwickelt als in der DACH-Region. Deshalb werfen wir einen Blick auf den Verlauf der letzten fünf Jahre und beantworten für Sie folgende Fragen:
Europa bietet eine erstaunliche Spreizung in Lohnkosten und Arbeitslosigkeit, die sich Unternehmen zu Nutze machen können.
Katrin Söntgerath, Senior Beraterin
Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsräumen wie Nordamerika und Asien, bietet Europa auch 2025 große Unterschiede in Lohnkosten und Arbeitslosigkeit:
Ein Vergleich der Lohnkosten in Europa offenbart ein signifikantes West-Ost-Gefälle. Westeuropa weist deutlich höhere Arbeitskosten auf als der osteuropäische Raum. Besonders die Länder der DACH-Region – Deutschland, Österreich sowie die Schweiz – verzeichnen mit durchschnittlichen Lohnkosten zwischen 5.500 und 7.800 EUR pro Monat die höchsten Werte. Diese Region zeichnet sich durch eine wirtschaftliche Stabilität und einen fortgeschrittenen Industrialisierungsgrad aus. Allerdings führen diese Faktoren dazu, dass insbesondere arbeitsintensive Unternehmen aufgrund der hohen Lohnkosten verstärkt alternative Standorte in Betracht ziehen.
In Osteuropa sind die Lohnkosten im Vergleich zu Westeuropa signifikant niedriger. So belaufen sich die durchschnittlichen Lohnkosten in Ländern wie Polen (1.850 EUR), Rumänien (1.800 EUR) und Ungarn (1.600 EUR) auf weniger als die Hälfte des westeuropäischen Durchschnitts. Besonders hervorzuheben, ist die Balkanregion, in der Staaten wie Bosnien und Herzegowina (850 EUR), Montenegro (650 EUR) und Albanien (600 EUR) die niedrigsten Lohnkosten in Europa aufweisen.
Für Unternehmen mit einem Fokus auf Kosteneffizienz bietet der Balkan daher ein erhebliches Potenzial zur Reduzierung der Personalkosten und zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Neben den niedrigen Arbeitskosten profitieren Investoren von einer gut ausgebildeten Fachkräftebasis sowie einer vorteilhaften geografischen Anbindung an zentrale Märkte in Westeuropa.
Die Lohnkosten im Balkan entsprechen einem Zehntel des Niveaus in der DACH-Region.
Dr.-Ing. Kai Philipp Bauer, Senior Manager
Die Arbeitslosenquote in Europa zeigt im Vergleich zu den Lohnkosten eine ähnliche Verteilung, wobei stark industrialisierte Länder in Westeuropa tendenziell eine niedrigere Arbeitslosenrate aufweisen. In der DACH-Region liegt die Arbeitslosenquote zwischen 3 % in Deutschland und 5 % in Österreich, was für hochentwickelte Wirtschaftsräume mit stabilen Arbeitsmärkten typisch ist.
Im Gegensatz zur Lohnkostenverteilung, die von West nach Ost deutlich abnimmt, bewegt sich die Arbeitslosenquote in osteuropäischen Ländern wie Polen (5 %), Rumänien (6 %) und Ungarn (4 %) auf einem ähnlichen Niveau wie in Teilen Westeuropas. Eine deutliche Abweichung zeigt sich hingegen im Balkan, der nicht nur die niedrigsten Lohnkosten in Europa, sondern auch die höchsten Arbeitslosenquoten aufweist – dadurch erscheint die Region aus wirtschaftlicher Sicht für Investoren besonders attraktiv. Sowohl in Albanien als auch in Bosnien und Herzegowina beträgt die Arbeitslosenquote jeweils 11 %, während sie in Montenegro und Nordmazedonien mit 13 % die höchsten Werte in Europa erreicht.
Neben den niedrigen Arbeitskosten und der hohen Verfügbarkeit von Arbeitskräften bieten weitere Faktoren ansprechende Standortvorteile. Viele Länder der Region verfügen über eine junge, motivierte und zunehmend qualifizierte Erwerbsbevölkerung. Durch gezielte Investitionen in Bildung und berufliche Qualifikation entstehen insbesondere im technischen und industriellen Sektor vielversprechende Fachkräftepotenziale, die zur Wettbewerbsfähigkeit der Region beitragen.
Senior Manager
Sie planen einen neuen Produktionsstandort in Osteuropa oder möchten Ihre Standortstrategie optimieren? Mit unserer Expertise unterstützen wir Sie bei der Analyse von Lohnkosten, Arbeitsmarktbedingungen und Standortfaktoren – für eine zukunftssichere und wettbewerbsfähige Entscheidung. Wir sind Ihr Partner für eine erfolgreiche Standortwahl!
Im internationalen Vergleich verzeichnet der Balkan die niedrigsten Lohnkosten innerhalb Europas. Allerdings liefert der durchschnittliche Landeswert nicht immer ein vollständiges Bild, da es innerhalb der einzelnen Länder erhebliche regionale Unterschiede gibt. Nicht jede Region bietet die gleichen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Standortvorteile.
Die geringsten Lohnkosten in Europa – und somit auch im Balkan – finden sich in Albanien. Die regionalen Differenzen innerhalb des Landes betragen etwa 18 %. Während in den nördlichen und südlichen Landesteilen die Lohnkosten bei durchschnittlich 550 EUR pro Monat liegen, erreichen sie in der Hauptstadtregion um Tirana 650 EUR. Dieses vergleichsweise geringe Lohngefälle zwischen städtischen und ländlichen Gebieten macht eine Standortwahl in der Hauptstadt besonders interessant.
In anderen Balkanstaaten sind die regionalen Unterschiede jedoch deutlich ausgeprägter. In Serbien beispielsweise belaufen sich die Lohnkosten in der Hauptstadt Belgrad auf 1.500 EUR, während sie in den südlichen Landesteilen nur rund 1.000 EUR betragen – ein Unterschied von 50 %. Auch in Nordmazedonien sind signifikante regionale Abweichungen zu verzeichnen. So belaufen sich die Lohnkosten in der Hauptstadt Skopje auf 1.050 EUR, in anderen Regionen hingegen liegen sie zwischen 650 und 800 EUR, was einer Differenz von 30 bis 60 % entspricht.
Diese regionalen Lohnunterschiede sind entscheidende Faktoren für Unternehmen, die eine kosteneffiziente Standortwahl im Balkan in Betracht ziehen. Eine gezielte Standortanalyse kann erhebliche Kostenvorteile ermöglichen und gleichzeitig den Zugang zu qualifizierten Arbeitskräften sicherstellen.
Niedrige Lohnkosten auf Landesebene bedeuten nicht zwangsläufig, dass jede Region innerhalb eines Landes gleichermaßen attraktiv für Unternehmen ist. Insbesondere in Serbien zeigen sich erhebliche regionale Unterschiede!
Paula Link, Beraterin
Auch bei den Arbeitslosenquoten zeigen sich innerhalb der einzelnen Länder signifikante regionale Differenzen. Besonders deutlich wird dies in Nordmazedonien, wo die Arbeitslosenquote je nach Region zwischen 6 % und 22 % variiert. Die hohen Arbeitslosenraten in bestimmten Landesteilen sind maßgeblich auf eine gering ausgeprägte Industrialisierung sowie begrenzte wirtschaftliche Entwicklungsmöglichkeiten zurückzuführen. Ein ähnliches Muster zeigt sich in Albanien, hier bestehen ebenfalls erhebliche regionale Abweichungen. Während Südalbanien mit 7,5 % die niedrigste Arbeitslosenquote des Landes verzeichnet, ist sie in Zentralalbanien mit 14,3 % nahezu doppelt so hoch.
Bei der Betrachtung der Lohnkosten in Polen zeigen sich ebenso erhebliche regionale Unterschiede. Die höchsten Lohnkosten verzeichnet die Woiwodschaft Masowien, die auch die Hauptstadt Warschau umfasst, mit durchschnittlich 2.550 EUR pro Monat. Industriestarke Regionen im Westen und Süden des Landes zeichnen sich ebenfalls durch vergleichsweise hohe Lohnkosten aus, wobei diese in Niederschlesien bei 2.250 EUR und in Pommern bei 2.150 EUR liegen. Im Gegensatz dazu, befinden sich die niedrigsten Lohnkosten in wirtschaftlich schwächeren, überwiegend östlich gelegenen Regionen. Besonders in der Woiwodschaft Karpatenvorland sowie in Ermland-Masuren beträgt das durchschnittliche Lohnniveau 1.800 EUR. Zudem sind die Lohnkosten in der Woiwodschaft Heiligkreuz mit 1.850 EUR mit am niedrigsten innerhalb Polens.
Rumänien weist im Vergleich zu Polen nicht nur ein insgesamt niedrigeres Lohnniveau auf, sondern auch eine geringere regionale Varianz. Die Lohnkosten bewegen sich hier zwischen 1.200 EUR in der Region Sud-Est und 1.400 EUR in Vest. Eine Ausnahme stellt die Hauptstadt Bukarest dar, in der die durchschnittlichen Lohnkosten mit 1.950 EUR signifikant über dem Landesdurchschnitt liegen.
Die regionalen Unterschiede zwischen Ost- und Westrumänien sind primär auf die verstärkte Ansiedlung ausländischer Unternehmen in den westlichen Landesteilen zurückzuführen. Die geografische Nähe zu den zentral- und westeuropäischen Märkten sowie die gut ausgebaute Infrastruktur machten diese Regionen besonders attraktiv für Investoren. In der jüngeren Vergangenheit finden nun aber auch vermehrt Ansiedlungen jenseits der Karpaten statt, um noch bessere Lohnkostenvorteile zu erlangen. Trotz dieser Unterschiede liegen die Lohnkosten in Rumänien insgesamt über denen vieler Balkanstaaten. Selbst die Region mit den niedrigsten Lohnkosten (Sud-Est mit 1.200 EUR) übersteigt das Lohnniveau auf dem Balkan – mit Ausnahme von Belgrad, wo die Lohnkosten bei 1.500 EUR liegen.
Neben den absoluten Lohnkosten berücksichtigen viele Unternehmen bei der Standortwahl insbesondere die Dynamik der Lohnkostenentwicklung, da sie eine Annäherung an das zentraleuropäische Lohnniveau befürchten. Die Löhne und Lohnkosten haben sich in Osteuropa dynamisch entwickelt. Aber auch in der DACH-Region sind die Lohnkosten in den letzten Jahren, getrieben durch Inflation und hohe Tarifabschlüsse, signifikant gestiegen. Die spannende Frage ist also: Wie groß ist der Lohnkostenvorteil in Osteuropa überhaupt noch und wie entwickelt er sich in der Zukunft?
Dazu müssen wir zunächst zwischen dem relativen Lohnkostenvorteil und dem absoluten Lohnkostenvorteil differenzieren. Denn während der relative Lohnkostenvorteil in den letzten fünf Jahren durchweg sinkt (allerdings in unterschiedlichen Geschwindigkeiten), ist der absolute Lohnkostenvorteil in 11 von 16 Ländern gestiegen.
Die geringsten Einbußen der relativen Lohnkostenvorteile sind mit 3,5% und weniger in Bosnien, Montenegro und Albanien zu verzeichnen. Der Lohnkostenvorteil in diesen Ländern liegt damit aktuell bei 80% bis 85%, verglichen mit DACH. Im gleichen Zeitraum ist der absolute Lohnkostenvorteil um rund 4.000 EUR pro Jahr gestiegen. Dies unterstreicht die hohe Attraktivität dieser drei Länder als potentielle Produktionsstandorte.
Die Länder Osteuropa büßen pro Jahr zwischen 0,5% und 2% relativen Lohnkostenvorteil zur DACH-Region ein, steigern hingegen in der Mehrheit ihren absoluten Lohnkostenvorteil. Damit ist klar: Auch in 20 Jahren werden viele Länder Osteuropas ein attraktiver Produktionsstandort sein.
Dr.-Ing. Kai Philipp Bauer, Senior Manager
Auch in den etablierten Industrieländern Ungarn, Slowakei, Serbien und Polen liegen die Einbußen bei nur ca. 4,5%. Hier können am Arbeitsmarkt weiterhin Lohnkostenvorteile zwischen 60% und 80% realisiert werden. Absolut gesehen konnten diese Länder ihren Lohnkostenvorteil um rund 2.000 EUR steigern und bleiben damit auch in Zukunft eine solide Standortoption.
Anders sieht es in Rumänien, Kroatien, Tschechien und Bulgarien aus. Diese Länder haben jeweils etwa 6,5% des relativen Lohnkostenvorteils eingebüßt. Auch absolut stieg die Lohndifferenz zur DACH-Region nur um rund 1.000 EUR. Eine kurzfristige Trendumkehr zu einer auch absolut sinkenden Lohndifferenz scheint in Zukunft bevorzustehen.
Diese Entwicklung hat in den baltischen Staaten Lettland, Estland und Litauen bereits stattgefunden, weshalb diese Länder für die meisten Industrieunternehmen nicht mehr attraktiv genug sind.
Unterschiede in Arbeitslosenquoten und Lohnkosten reflektieren wirtschaftliches Entwicklungsniveau und Rahmenbedingungen. Polen, Ungarn und die Slowakei überzeugen mit stabilen Arbeitsmärkten, jedoch hohen Lohnkosten. Dagegen locken die Balkanstaaten mit niedrigeren Lohnkosten, trotz struktureller Arbeitsmarktprobleme und sind damit attraktiv für personalintensive Produktionen. Greifen Sie auf bewährte Beratung zurück, um den Erfolg Ihres Vorhabens sicherzustellen.
Möchten Sie einen neuen Produktionsstandort in Osteuropa aufbauen und suchen professionelle Beratung für die Standortsuche? Das Rothbaum-Team steht mit jahrelanger Erfahrung und lokalen Partnern an Ihrer Seite. Kontaktieren Sie uns gerne.
Senior Manager, Hamburg
Kai Philipp Bauer studierte Maschinenbau mit Schwerpunkt Produktionstechnik und ist seit über 15 Jahren in der Beratung tätig. Er berät seine Klienten insbesondere in Fragen der Strategieentwicklung, des Operations Managements und der digitalen Transformation.
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